View of a stone bell tower and colorful houses with a mountain and a blue sky in the background.

Cesi: Land der Mythen und Legenden

Cesi und der hoch aufragende Monte Torre Maggiore, mit seinen immergrünen Wäldern und den Überresten von Türmen, Burgen und Mauern, so imposant, dass sie von Riesen erbaut zu sein scheinen, stehen seit uralten Zeiten im Zentrum zahlreicher Legenden. Einst eine Etappe der Grand Tour, haben diese Orte Schriftsteller und Künstler über Jahrhunderte hinweg fasziniert, angezogen von einer Landschaft, die Geschichte, Mythos und Natur vereint.

Schelmische Geister in den Bergen von Terni: die Mazzamorelli

Zu den gefürchtetsten Wesen, die die Wälder von Cesi bewohnen, gehören die Mazzamorelli, kleine Kobolde, die nachts durch die Häuser ziehen und mit einer Keule gegen die Wände schlagen – daher ihr ungewöhnlicher Name – um die Bewohner in Angst zu versetzen.

Obwohl der Mazzamorello an den schelmischen Gnefro erinnert, ein Wesen, das sich in den Schluchten der Marmore-Wasserfälle verbirgt, ähnelt er in Wirklichkeit eher einem “Incubus”: Nachts setzt er sich manchmal auf seine Opfer, um ihnen den Atem zu rauben und den Schlaf zu stören, oder er befreit Tiere aus den Ställen, sodass deren Besitzer sie mühsam wieder einfangen müssen.

Noch heute erzählt man zahlreiche Geschichten über diese Geister, so tief im Volksglauben verwurzelt, dass es zwischen Terni und Narni sogar eine Straße gibt, die ihren Namen trägt: die “Strada di Mazzamorello”.

Die Äolische Grotte: der Atem des Berges

Der Untergrund von Cesi, durchzogen von Höhlen und Karsttunneln, stellt nicht nur ein wahres speleologisches Erbe dar, sondern auch eine Schatzkammer voller Mythen und Legenden: Aus seinen Höhlen strömt im Winter warme Luft und im Sommer kühle Frische.Dieses außergewöhnliche Naturphänomen nährte seit der Antike die Vorstellungskraft und Neugier vieler Gelehrter und Schriftsteller: Vergil verortete hier die Wohnung des Gottes Äolus, und die großen Intellektuellen der Grand Tour machten es zu einem Pflichtstopp auf ihren Reisen, angezogen von der Einzigartigkeit dieser unterirdischen Hohlräume, umgeben von einer Aura der Legende.

Die letzte Bastion der Umbrer: die Höhlen von Cesi und das Rätsel der unterirdischen Stadt Crotona

Nach dem römischen Historiker Titus Livius fand im Jahr 303 v. Chr. eine Expedition der römischen Armee gegen eine Gruppe bewaffneter Umbrer statt, die in einer Höhle lebten. Zu Beginn des erbitterten Gefechts erlitten die Römer zahlreiche Verluste, überwältigt von der Dunkelheit der Höhle, bis sie erfuhren, dass das Versteck der Umbrer zwei Eingänge besaß. Beide wurden blockiert und Feuer gelegt. Für die Männer im Inneren gab es kein Entkommen: Von den rund zweitausend Umbrern, die in der Höhle gefangen waren, überlebte niemand.

Der Ort des Massakers, den der lateinische Historiker nicht nannte, wird von vielen innerhalb der Höhlen von Cesi vermutet. Manche glauben, der Name der Stadt könne vom lateinischen caesi stammen, was “Getötete” bedeutet, zur Erinnerung an das tragische Ereignis. Andere sehen den Beweis im Karstsystem von Cesi: Die Höhlen weisen zahlreiche “Ausgänge” auf mehreren Ebenen auf, wie jene in der Nähe der Kirche Sant’Erasmo oder des großen Tempels von Torre Maggiore.

An dieser Stelle verschwimmt die Geschichte in der Legende von einer geheimnisvollen unterirdischen Festung: der Stadt Crotona (oder Criptona, vom griechischen kryptós, “verborgen”). In uralten Zeiten von den pelasgischen Völkern errichtet, ließen sich nach deren Weggang die Umbrer in der außergewöhnlichen Festung nieder, so gut versteckt, dass weder die Römer noch Livius von ihrer Existenz wussten.

Die Stadt verfügte über ein komplexes System aus Tunneln, Gängen und Ausgängen ins Freie: Dank eines dritten Fluchtwegs konnten einige Umbrer dem Massaker entkommen. Die Überlebenden gründeten, gerettet aus dem brennenden Crotona, eine neue Stadt: Carsulae, deren Name, wie ein letztes Echo der Wahrheit in der Legende, möglicherweise “gegründet von jenen, die den Tod betrogen” bedeutet.

Noch heute sind die Tunnel und Spalten des Monte Torre Maggiore nur teilweise erforscht: Wer weiß, ob eines Tages der Untergrund von Cesi die Legende in Realität verwandelt und vielleicht die verlorene Stadt Crotona aus den Nebeln der Zeit zurück ans Licht bringt?

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