Papigno und die Kunst von Corot
Die mittelalterliche Struktur der befestigten Siedlung
In der Nähe von Terni, auf einem isolierten Hügel gelegen, beherrscht die Burg von Papigno das Valnerina-Tal und die antike Via Curia, zwei wichtige Verkehrsadern des Herzogtums Spoleto. Erbaut im frühen Mittelalter zu Verteidigungs- und Überwachungszwecken, ist das befestigte Dorf ein faszinierendes Geflecht aus Geschichte und Architektur mit Mauern, Türmen und eindrucksvollen Durchgängen.
Über eine ansteigende Rampe gelangt man zum alten Westtor, das im 16. Jahrhundert mit einem eleganten Portal aus Travertin erneuert wurde. Architektonische Details wie der überhöhte Bogen und die eisernen Türangeln erzählen von Jahrhunderten der Nutzung und Veränderung.
Am nördlichen Ende stehen zwei viereckige Türme: der westliche bietet einen herrlichen Blick auf die Via Curia und das darunterliegende Tal, während der östliche, teils vom Bewuchs verdeckt, weiterhin imposant wirkt. An der südöstlichen Seite vermischen sich mittelalterliche Mauerreste mit jüngeren Gebäuden und zeugen so von der kontinuierlichen Entwicklung des Dorfes.
Der Haupteingang zum Ort erfolgte über das südliche Tor, das einst von zwei mächtigen halbrunden Türmen flankiert wurde. Heute verdeckt moderner Putz einige originale Details, doch die robuste mittelalterliche Struktur bleibt sichtbar.
Papigno wird erstmals 1220 erwähnt, als es von der Familie der Arroni der Stadt Terni verpfändet wurde. Nachdem das Pfand nicht eingelöst wurde, erwarb die Gemeinde Terni 1225 das Dorf, das fortan das Schicksal der Stadt teilte und später unter die Herrschaft des Kirchenstaates fiel.
Die Siedlungsstruktur folgt dem typischen Muster umbrischer Burgen: Wohnhäuser in parallelen Reihen, der Verteidigungsapparat konzentriert sich um einen Turm, der heute Teil der Kirche Santa Maria ist. Diese wurde kürzlich restauriert und besteht aus Kalkstein und sogenanntem „Sponga“, dem lokalen Travertin, dessen poröse Oberfläche an einen Schwamm erinnert und an den Ecken kunstvoll behauen ist.
Entlang des Burgwalls entdeckt man noch heute Schießscharten und andere Verteidigungsöffnungen. An der Südseite bildet ein Geflecht aus Backsteinbögen und Kalksteinquadern ein reizvolles architektonisches Spiel, das von den verschiedenen Bauphasen zeugt.
Kuriosität: Die unsterbliche Kunst der Landschaft
Papigno, eingebettet in jahrhundertealte Wälder und umgeben von archäologischen Besonderheiten, war im 18. und 19. Jahrhundert ein beliebtes Ziel der „Plenaristen“ – europäische Maler, die während ihrer Grand Tour in Umbrien Station machten, um die Landschaft direkt vor Ort zu malen.
Besonders hervorzuheben ist Jean-Baptiste Camille Corot, einer der größten Künstler des 19. Jahrhunderts, der Papigno während seiner ersten Italienreise im Sommer 1826 besuchte. Er wohnte in der Villa der Grafen Graziani und widmete sich der Freiluftmalerei des Tals von Terni und Narni.
Von hier aus bereiste er die Umgebung und fertigte stimmungsvolle Werke der Marmore-Wasserfälle, des Piediluco-Sees, der Flüsse Nera und Velino sowie der Ruinen der Augustusbogenbrücke in Narni an. Von Papigno war er so fasziniert, dass er acht Gemälde und drei Zeichnungen vor Ort anfertigte – heute in internationalen Sammlungen und großen Museen weltweit erhalten.
Zur Würdigung seines Wirkens wurden zwei thematische Routen eingerichtet: eine innerhalb des Dorfes Papigno und eine weitere im umliegenden Gebiet. Informationsschilder zeigen Reproduktionen der Werke an den Originalstandorten und enthalten biografische Hinweise zum Maler.
Die Corot-Wege sind Teil des Museo Diffuso dei Plenaristi – ein offenes Museum entlang der Spuren der Freiluftmaler im Nera-Tal zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert.
Von der Malerei zum Kino: Die Papigno-Studios
1997 wurden in der Nähe des Dorfes auf Initiative von Roberto Benigni und Nicoletta Braschi – die hier den mehrfach preisgekrönten Film Das Leben ist schön drehten – die Umbria Studios gegründet, mit zwei Filmstudios und einem Bereich für Spezialeffekte.
Leider sind die Studios, einst auch für Besucher geöffnet, seit einigen Jahren verlassen. Doch ein von der Stadt Terni gefördertes Projekt zur Wiederbelebung und Aufwertung ist in Planung – und wir hoffen, es wird bald Realität.