Madonna and Child enthroned between Saint Blaise with a pastoral staff and a chalice, and Saint Catherine of Alexandria with the palm of martyrdom.
Perugino
Renaissance

Drei Tage und drei Routen, um den Perugino kennenzulernen

Dritter Tag: von Santa Maria degli Angeli nach Montefalco

Am letzten Tag unserer Route legen wir idealerweise etwa 40 km zurück. Wir starten an der Basilika Santa Maria degli Angeli, um ein „verstecktes“ Werk des Meisters Vannucci zu entdecken: die Kreuzigung, die ursprünglich den Chor der Portiunkula schmückte, der jedoch abgerissen wurde, um Platz für den Bau der Basilika zu schaffen. Auf dem Weg nach Foligno passieren wir zwei Orte, die allein schon mehr als einen ganzen Besuchstag wert wären: Spello und Trevi. In Foligno treffen wir auf ein bedeutendes Fresko: die Taufe Christi, deren berühmtes Vorbild der Maler selbst 1480 in der Sixtinischen Kapelle in Rom geschaffen hat. Letzter Halt ist schließlich Montefalco, um das wunderschöne Fresko der Geburt Christi zu bewundern.

Hier endet unsere Route und die drei Tage auf den Spuren des Perugino in seiner Heimat.

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Etappe 1
Santa Maria degli Angeli

Santa Maria degli Angeli beherbergt die prachtvolle gleichnamige Basilika, die zwischen 1569 und 1679 nach dem Entwurf des Peruginer Architekten Galeazzo Alessi auf Anweisung von Papst Pius V. erbaut wurde. Ihr Zweck war es, die Portiunkula zu bewahren – jene kleine Kirche, die der heilige Franziskus restaurierte und in der er 1208 den Franziskanerorden gründete.

Genau an der äußeren Rückwand der Portiunkula befindet sich das fragmentarische, aber dennoch beeindruckende Fresko Peruginos mit der Kreuzigung, das zwischen 1485 und 1486 entstanden ist. Der Meister ließ sich dabei von einer lokalen Ikonografie inspirieren: der Kreuzigung von Pietro Lorenzetti in der Unteren Basilika von Assisi. Lorenzetti war der erste Künstler, der diese zentrale Szene des Christentums mit einer Vielzahl von Figuren darstellte.

Die Kreuzigung von Vannucci schmückte ursprünglich den alten Chor der Portiunkula, der jedoch im 16. Jahrhundert für den Bau der Alessi-Basilika abgerissen wurde. Dieses Werk ist „versteckt“ – um es zu bewundern, muss man um das kleine sakrale Gebäude herumgehen. Die Jungfrau Maria, in ein schwarzes Gewand gehüllt, sinkt ohnmächtig zusammen, gestützt von den frommen Frauen – ein ikonografisches Motiv, das aus den apokryphen Evangelien stammt. Die Figur des gekreuzigten Christus ist fast vollständig verschwunden, doch erhalten geblieben sind Maria Magdalena, der heilige Franziskus, der die Füße des Kreuzes umarmt, zwei berittene Soldaten und einige Zuschauer des heiligen Dramas, darunter ein Kind. Trotz der Restaurierungen und des fragmentarischen Zustands bleibt dieses Werk von großer Schönheit.

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Etappe 2
Spello

Die zweite Etappe dieser Route führt uns nach Spello, eines der bezauberndsten und strategisch wichtigsten Dörfer Umbriens, das am Fuße des Monte Subasio liegt. Es wurde von den Umbrern gegründet, später in der Römerzeit zu „Hispellum“ und schließlich zur „Splendidissima Colonia Julia“ erklärt.

In der Kirche Santa Maria Maggiore, an den beiden Pfeilern, die die Apsis flankieren, befinden sich zwei Werke des Perugino: die Pietà und die Madonna mit Kind zwischen der Heiligen Katharina von Alexandrien und dem Heiligen Blasius. Beide wurden 1521 in Auftrag gegeben und innerhalb von nur drei Monaten ausgeführt. Diese Werke sind beispielhaft für die letzte Schaffensperiode des umbrischen Meisters. Man erkennt die Wiederholung bereits verwendeter Modelle und das Fehlen der reichen landschaftlichen Details, die seine frühere Produktion auszeichneten.

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Etappe 3
Foligno

Auf dieser Reise zur Entdeckung des Malers machen wir auch Halt in Foligno, im Oratorium der Nunziatella in der Via dell’Annunziata. Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert wird Francesco di Bartolomeo da Pietrasanta zugeschrieben und ist ein wahres architektonisches Juwel. Im Inneren beherbergt der Altar des Heiligen Johannes des Täufers das Fresko Taufe Christi von Perugino. Das Gemälde zeigt die charakteristischsten und bekanntesten Stilmerkmale des umbrischen Malers: die Zartheit und Sanftheit der Zeichnung sowie die sanfte, atmosphärische Lichtstimmung, in der die Figuren und die Landschaft eingebettet sind. Zwei Engel schweben im oberen Teil des Freskos und präsentieren in der Mitte die Taube des Heiligen Geistes, die über den Köpfen der beiden zentralen, anmutigen Figuren schwebt: Christus und Johannes der Täufer. Die beiden scheinen fast im Wasser zu tanzen, umgeben von weiteren Engeln. Die Landschaft stellt die Umgebung von Foligno dar, wobei der Fluss Topino symbolisch den Jordan repräsentiert.

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Etappe 4
Trevi

Trevi liegt zwischen Foligno und Spoleto und ist als „die Stadt des Öls“ bekannt. Das Dorf thront auf einem Hügel, umgeben von seinem geheimnisvollen mittelalterlichen Charme und geprägt von romanischen Bauten. Unter seinen zahlreichen Kunstschätzen bewahrt es ein bedeutendes Werk des Perugino auf: die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die in der Kirche Santa Maria delle Lacrime zu finden ist. Das Fresko stammt aus dem Jahr 1522 und zählt somit zu den letzten Werken des Meisters. Die Darstellung zeigt eine wundervolle Krippenszene mit betenden Figuren sowie den Aposteln Petrus und Paulus an den Seiten. Die Szenerie wird von einer schlichten Holzhütte dominiert, in der die Jungfrau Maria auf einem kleinen Podest mit dem Jesuskind in den Armen sitzt, während Josef links daneben steht. Zu ihren Seiten sind zwei der Heiligen Drei Könige kniend dargestellt, wie sie Ampullen darbringen, während der dritte König stehend daneben positioniert ist. Im Hintergrund entfaltet sich eine charakteristische ländliche Landschaft, in der Hirten mit ihren Herden zu sehen sind. Besonders auffällig sind zwei Hirten in der Mitte des Freskos, die in die Ferne blicken und ihre Augen abschirmen – vermutlich, um auf das Licht des Sterns von Bethlehem zu schauen, das heute nicht mehr im Fresko sichtbar ist.

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Etappe 5
Montefalco

Nicht weit von Trevi entfernt liegt Montefalco, berühmt für seinen exzellenten Rotwein. Das malerische Dorf bietet eine atemberaubende Aussicht auf die umliegende Landschaft und wird daher als „der Balkon Umbriens“ bezeichnet.

Im historischen Zentrum, innerhalb der Kirche San Francesco – heute ein Museumskomplex – kann das prächtige Nativitätsfresko des Perugino bewundert werden. Es handelt sich um ein monumentales Wandgemälde, das in einer Nische auf der rechten Seite der Gegenfassade untergebracht ist. Die Lunette wurde in die Mauer eingelassen und von eleganten illusionistischen Architekturelementen eingerahmt. Im oberen Teil des Freskos, außerhalb der Lunette, sind die Verkündigungsszene mit der Jungfrau Maria und dem Engel zu sehen. Innerhalb der Mandorla erscheint Gott in Glorie, umgeben von Engeln. Darunter, im Vordergrund, ist die Geburt Christi dargestellt. Das Jesuskind befindet sich in einer offenen Struktur, die mit Grotesken verziert ist, und wird von den umliegenden Figuren in einem Halbkreis angebetet. Mit einer beeindruckenden illusionistischen Wirkung scheint das Kind auf einer Tischplatte zu ruhen, die an die Wand gelehnt war – ein Element, das heute nicht mehr existiert. Das elegante Fresko wurde im Jahr 1503 auf Wunsch des Theologiebruders Francesco Agusti in Auftrag gegeben und zählt zu den eindrucksvollsten Werken des Meisters.

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