Fontignano ist ein kleines Dorf in der Nähe von Perugia, wo der „beste Meister Italiens“ die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Die Pest ereilte ihn, als er über 70 Jahre alt war und gerade an den Fresken der kleinen Kirche der Verkündigung im Dorfzentrum arbeitete.

Über das Gebäude ist wenig bekannt: Im 15. Jahrhundert gab es an der Stelle der kleinen Kirche vermutlich nur ein Bildstöckchen, das von dem berühmten Peruginer Maler Benedetto Bonfigli mit einer Verkündigungsszene ausgemalt wurde. Später wurde dieses Bildstöckchen in ein kleines, einschiffiges Gotteshaus integriert, das der Jungfrau Maria der Verkündigung gewidmet war. Das Fresko von Bonfigli existiert noch, ist jedoch in einem schlechten Erhaltungszustand. Die kleine Kirche wurde der gleichnamigen Bruderschaft anvertraut, die im Jahr 1521 wahrscheinlich Pietro Vannucci mit der Dekoration des Gebäudes beauftragte. Der Meister schuf mehrere Werke: die Madonna mit dem Kind an der rechten Wand, die Anbetung der Hirten am Giebel der Kirche (heute im Victoria and Albert Museum in London), den Heiligen Rochus, den Heiligen Sebastian sowie eine weitere Madonna mit Kind, die heute verschollen ist.

Von diesen Werken ist tatsächlich nur eines erhalten geblieben, das die Wände des kleinen Gotteshauses schmückt. Es war zeitweise mit einer Kalkschicht überzogen, wurde aber später wieder freigelegt. Es handelt sich um die Madonna mit Kind, die 1522 von einem gewissen Agniolus Toni Angeli (wie aus der unteren Inschrift hervorgeht) in Auftrag gegeben und 1523 von Pietro Vannucci ausgeführt wurde. Das Werk befindet sich in einem schlechten Erhaltungszustand. Die Madonna sitzt auf einem hölzernen Thron; auf ihrem Schoß steht das Kind, mit einer Hand an der Hüfte und der anderen, die sich an den Kleidern der Mutter festhält, um das Gleichgewicht zu halten. Die Gesichter zeigen die sanfte Melancholie aus der späten Schaffensphase des Malers, ebenso wie die luftige und unscharfe Landschaft im Hintergrund. Dieses Werk wurde in Zusammenhang mit der Madonna auf dem Thron zwischen dem Heiligen Blasius und der Heiligen Katharina von Alexandrien gebracht, die in der Kirche Santa Maria Maggiore in Spello aufbewahrt wird und 1521, also kurz vor diesem Werk, geschaffen wurde. Der Maler hat wahrscheinlich denselben Entwurf für beide Gemälde verwendet.