Stone façade of the Church of Santa Maria Vecchia in Ficulle, with a Gothic portal and a small circular rose window.

Die Kirche Santa Maria Vecchia in Ficulle

Vom Hauptort des Gottesdienstes in Ficulle zum Kriegslager und später zum Konzertsaal: die lange Geschichte einer kleinen romanischen Kirche

Die schöne Kirche Santa Maria Vecchia befindet sich unmittelbar außerhalb der Stadtmauern von Ficulle. Sie wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert erbaut und ist bereits seit 1292 im Kataster der Gemeinde Orvietoverzeichnet. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts war sie das wichtigste Gotteshaus des Ortes; ab 1616, dem Jahr des Baus der neuen Pfarrkirche Santa Maria „Nuova“ innerhalb der Mauern, wurden die Feierlichkeiten dorthin verlegt, und die kleine Kirche wurde nach und nach aufgegeben. Während des Zweiten Weltkriegs diente sie sogar als Lager der deutschen Truppen; erst nach Kriegsende wurde sie restauriert und erneut dem Gottesdienst gewidmet. Heute wird sie zu besonderen Anlässen des Kirchenjahres genutzt, etwa zur Palmsonntagsprozession, zu den Osterfeierlichkeiten und am Hochfest Mariä Himmelfahrt am 15. August. Dank ihrer hervorragenden Akustik wird sie auch gerne für Konzerte und musikalische Veranstaltungen genutzt.

Die gotische Kirche – zwischen Kunst und Geschichte

Das Äußere ist eine schöne Steinkonstruktion, die einen beeindruckenden gotischen Travertinportal aus dem 13. Jahrhundert zeigt, mit gedrehten Säulchen und mit floralen Motiven verzierten Kapitellen.

Eine doppelte Steintreppe führt zum Eingang der kleinen Kirche, deren Innenraum schlicht gestaltet ist: eine einschiffige Anlage mit spitzbogigen Arkaden. Im Chorbereich, der um zwei Stufen erhöht ist, öffnen sich drei halbrunde Apsiden.

An der rechten Wand sind ein Fresko des Martyriums des heiligen Sebastian aus dem 14. Jahrhundert, eine Darstellung des Heiligen Rosenkranzes aus dem 17. Jahrhundert sowie die Figur eines unbekannten Papstes von 1476 zu bewundern.

An der linken Wand befindet sich ein Fresko aus dem 15. Jahrhundert, das die Madonna des Rosenkranzes mit den Heiligen Dominikus und Petrus Märtyrer zeigt, unter deren Mantel die Gläubigen Schutz finden. Daneben stehen zwei heilige Mönche zu beiden Seiten einer Nische, in der sich einst eine hölzerne Statue der Maria Himmelfahrt aus dem 15. Jahrhundert befand, die 1982 leider gestohlen wurde und heute durch eine Kopie ersetzt ist.

Im Inneren der Kirche befindet sich außerdem ein interessanter römischer Weihstein (Cippus), der von Tiberius Claudius, dem Sohn des Kaisers Tiberius, dem Gott Mithras gewidmet wurde (erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.), dessen Herkunft jedoch unbekannt ist. Der Cippus wurde in der Vergangenheit als Taufbecken oder Weihwasserbecken verwendet. Einer örtlichen Legende zufolge – die jedoch durch keine historischen Quellen belegt ist – soll dieses Denkmal mit dem Andenken an Julius Cäsar in Verbindung stehen, der auf dem Rückweg aus Gallien an diesem Ort eine römische Gesandtschaft empfangen habe, die gekommen war, um seine Absichten hinsichtlich seiner Rückkehr nach Rom zu erfahren.

die Umgebung entdecken
Hauptattraktionen in der Nähe