Cerreto di Spoleto ist ein bezauberndes umbrisches Dorf im Herzen der Valnerina, malerisch gelegen zwischen den Tälern des Vigi und des Nera.
Sein Name erinnert an die majestätischen Eichenwälder, die es umgeben, und es zu einem perfekten Ort für entspannte Naturspaziergänge und Naturerlebnisse zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd machen.
Historische Hinweise: Von den Langobarden zu mittelalterlichen Auseinandersetzungen
Vor der Entstehung der Burg von Cerreto gehörte das Gemeindegebiet zu einem der langobardischen Gastalden, dem Pontano.
Der Überlieferung nach wurde die Burg um das Jahr 800 von den Franken unter Karl dem Großen gegründet, um der langobardischen Präsenz in der nahegelegenen Burg Ponte entgegenzuwirken. Erst ab dem 13. Jahrhundert gibt es jedoch gesicherte Hinweise auf die Existenz Cerretos als befestigte Burg. Noch heute sind Reste der Festungsmauern und des hohen Turms erhalten, die auf einem Felssporn thronen und die Täler des Vigi und des Nera überblicken. Aufgrund dieser strategischen Lage war Cerreto lange zwischen Spoleto und Norcia umkämpft.
Im Mittelalter erlebte Cerreto seine Blütezeit, trotz wiederholter Angriffe benachbarter Städte. 1446, nach langen Streitigkeiten zwischen Papsttum und Kaiserreich, wurde es endgültig Teil des Kirchenstaates.
Das 18. Jahrhundert markierte eine Phase des starken Niedergangs für die Gemeinde, verschärft durch häufige Erdbeben wie das verheerende Beben von 1703, das eine Entvölkerung zur Folge hatte. Gegen Ende des Jahrhunderts, mit der französischen Besetzung, wurde Cerreto Teil des napoleonischen Herrschaftsgebiets, das sich 1808 auf ganz Umbrien ausdehnte, bevor es 1814 wieder unter päpstliche Kontrolle kam.
Kuriosität: Du bist ja ein echter Scharlatan!
Cerreto di Spoleto ist bekannt als das „Dorf der Scharlatane“, ein Beiname, der auf den Ruf seiner früheren Bewohner zurückgeht, die sich als geschickte Heiler und ambulante Verkäufer wundersamer Salben hervortaten.
Der Begriff „Scharlatan“, heute ein Synonym für einen geschickten Betrüger, leitet sich aus der Verbindung von „ciarla“ (Geschwätz) und „cerretano“ (aus Cerreto) ab. Dieser Ruf scheint bis ins 13. Jahrhundert zurückzureichen: Nach ihrer Niederlage gegen Spoleto durften die Cerretaner fast keine traditionellen Berufe mehr ausüben, und die Kirche erlaubte ihnen, Almosen für religiöse Einrichtungen zu sammeln.
Ausgehend von dieser karitativen Mission entwickelten die Cerretaner bald betrügerische Tätigkeiten, wie den Verkauf gefälschter Ablässe oder zweifelhafter Heilmittel, oft begleitet von improvisierten Aufführungen, um das Publikum anzulocken. So verbreiteten sich die „Scharlatane“ von Cerreto auf die Plätze ganz Europas und versetzten das Publikum mit Theateraufführungen voller Tricks und Geschichten in Staunen, mit denen sie ihre Heilmittel anpriesen.
Cerreto erinnert noch heute an die Figur des Scharlatans, dem eine gleichnamige Außenstelle des Ecomuseo della Dorsale Appenninica Umbra und ein Festival gewidmet sind, das seine Taten nachstellt und so eine ebenso kuriose wie faszinierende Tradition lebendig hält.
Cerreto di Spoleto, Sakrales und Profanes nebeneinander
Im historischen Ortskern, der noch Abschnitte der mittelalterlichen Stadtmauer und den Stadtturm bewahrt, befinden sich zahlreiche religiöse Gebäude:
- Kirche Santa Maria Annunziata: Einschiffiges Bauwerk mit einem Steinportal von 1592. Im Inneren befinden sich ein achteckiges Taufbecken aus dem 16. Jahrhundert und das Gemälde Madonna del Rosario von Felice Damiani (1583).
- Kirche Santa Maria Delibera: Renaissancekirche, die an den Turm der Stadtmauer angrenzt, der in die Apsis umgewandelt wurde. Sie besteht aus zwei übereinanderliegenden Sakralräumen, verziert mit wertvollen Fresken der umbrisch-marchigianischen Schule aus dem 15.-16. Jahrhundert. Der Name leitet sich von einem Bild der Madonna Liberatrice ab, das im Volksmund zur „Madonna de libera“ wurde.
- Ehemaliges Kloster San Giacomo: Befestigter Komplex, gegründet im 13. Jahrhundert und erweitert im 15. Jahrhundert. Im Inneren befinden sich zahlreiche Fresken und Gemälde der umbrischen Schule (14.–16. Jh.). Einige Bereiche des Klosters wie Hof, Brunnen, Weinkeller, Oratorium und Schlafsaal sind erhalten. Heute Sitz des Gemeindearchivs und des CEDRAV (Zentrum für Dokumentation und anthropologische Forschung in der Valnerina).
- Ehemalige Kirche San Nicola: Aus dem 13. Jahrhundert, von der nur die Außenmauern erhalten sind. Das Kirchenschiff und das Querschiff wurden in eine eindrucksvolle Freiluftbühne für Theateraufführungen umgewandelt; im Untergeschoss befindet sich das Museum des Scharlatans.
- Kirche Santa Maria di Costantinopoli: Entstanden zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert in der Ortschaft Colle Soglio, mit angeschlossenem ehemaligem Kloster, in panoramischer Lage über dem Tal. Vor der Kirche steht ein auskragender Portikus („a trasanna“) und ein hoher Glockengiebel auf der linken Seite. Derzeit in Restaurierung.
- Heiligtum Madonna della Stella: Heute bekanntes ehemaliges Eremitenkloster Santa Croce. Es wurde 1308 von Augustinermönchen in der Nähe des alten Benediktinerklosters San Benedetto in Faucibus errichtet, das seinerseits auf einem ursprünglichen Oratorium aus dem 8. Jahrhundert errichtet wurde. Dieses unterstand zunächst der Abtei Farfa, später San Pietro in Valle. Der gesamte Komplex wurde 1652 aufgegeben und im 19. Jahrhundert nach wundersamen Ereignissen restauriert, als er seinen heutigen Namen erhielt. Derzeit nicht zugänglich.
Ponte: Vom langobardischen Zentrum zum Reich der legendären Königin Ponzia
Der Ortsteil Ponte, benannt nach einer vermuteten römischen Brücke, war eine bedeutende langobardische Burg und Zentrum des gleichnamigen Gastaldats, gegründet unter Herzog Alboin im Jahr 757. Ab dem 8. Jahrhundert kontrollierte Ponte ein großes Gebiet, das die Täler des Nera und des Corno sowie Städte wie Cascia, Norcia und Poggiodomo umfasste.
Schon im 13. Jahrhundert wurde Ponte vom Rivalen Cerreto vereinnahmt, behielt aber bis ins 14. Jahrhundert eine gewisse Bedeutung – nicht zuletzt dank der Kirche Santa Maria Assunta, die wohl 1201 auf den Fundamenten einer langobardischen Kirche errichtet wurde und als Mutterkirche für zahlreiche Kirchen der Umgebung diente.
Vom einstigen mittelalterlichen Kastell ist noch ein Zugangstor sowie Reste von Befestigungsanlagen wie die Ruine der Burg auf dem Hügel erhalten. Am alten Rathausportal ist das Wappen von Ponte zu sehen, das auch von der Familie Pontano übernommen wurde. Diese brachte den Dichter und Humanisten Giovanni Pontano (1429–1503) hervor, der in Cerreto di Spoleto geboren wurde und vor allem am aragonesischen Hof in Neapel wirkte.
Die Burg von Ponte ist Mittelpunkt zahlreicher Legenden – darunter die der Königin Ponzia, der Besitzerin eines legendären Schatzes: einer Henne, die goldene Eier legte. Sie lebte Mitte des 15. Jahrhunderts und verteidigte mutig die guelfische Identität der Burg gegen die mit Cerreto verbündeten Aragonier.
Ein Zwischenstopp in Borgo Cerreto – das Dorf am Fluss Nera
Genau dort, wo der Fluss Vigi in den Nera mündet, liegt der Ortsteil Borgo Cerreto. Er entstand im 15. Jahrhundert rund um einige religiöse Gebäude, die von benediktinischen Gemeinschaften besetzt waren, die im 10. Jahrhundert die Klöster San Paterniano und San Basso gegründet hatten, als befestigter Vorposten Cerretos gegen das rivalisierende Ponte.
Der moderne Straßenbau hat das Ortsbild geteilt, doch sind noch Elemente der ursprünglichen Architektur zu erkennen, darunter Teile der Stadtmauer und eines der vier Zugangstore. Der ehemalige Wachturm wurde zum Glockenturm der Kirche San Paterniano umgewandelt, der einzigen erhaltenen Struktur des alten Benediktinerkomplexes.
Besonders sehenswert sind die gotische Kirche San Lorenzo aus dem 13. Jahrhundert nahe der Brücke über den Nera sowie die ehemalige Kirche Santi Maria e Gesù aus dem 17. Jahrhundert. Diese gehörte zur Familie Vincenzi, ebenso wie ein heute nicht mehr existierendes Krankenhaus und ein Wohnsitz. Heute beherbergt die Kirche das Dokumentationszentrum „Baronio Vincenzi“, ein wissenschaftlich-kulturelles Zentrum über das Leben und Werk des Arztes und Chirurgen, der Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts in Cerreto di Spoleto wirkte.
Eine Wellnesspause: Die Thermen von Triponzo
Das schwefelhaltige Wasser bei Triponzo ist seit der Römerzeit bekannt und wird sogar in Vergils Aeneis erwähnt. Bereits 1488 waren die Thermen in Betrieb – geschenkt vom Bischof von Norcia Bucchi-Accica an die Gemeinde Cerreto.
Die alten Bäder von Triponzo sind der ideale Ort für Entspannung und Wohlbefinden. Sie sind das einzige Thermalbad in Umbrien mit natürlichem Schwefelwasser, das ganzjährig mit 30°C sprudelt und über heilende Eigenschaften verfügt.