Mineralquelle in Sangemini, im Stadtzentrum gelegen.
Quellen wertvollen Mineral- und Thermalwassers
Eine Geschichte, die mit dem Wasser entspringt
Personalisierte Acqua-Amerino-Flasche für Gabriele D’Annunzio. Archiv: Stiftung Il Vittoriale degli Italiani.
#1
Die Quellen des Amerino

Wasser, das von Heiligen und Dichtern aufgesucht wurde.
 Nahe Acquasparta – ein Name, der ein Land „geteilt“ durch Quellen suggeriert – liegen die Amerino-Quellen, auch bekannt als die Thermen des Heiligen Franziskus. Sie sind ein Schnittpunkt von Geschichte, Spiritualität und Hydrologiewissenschaft. Bereits Plinius der Jüngere pries ihre Tugenden im 1. Jahrhundert n. Chr., doch Franz von Assisi war es, der 1213 ihren Ruf als Heilquelle begründete. Schwer krank fand er hier Heilung und gründete ein Hospitium, womit er diesen Ort zu einem Zentrum der Pflege und Gastfreundschaft machte.

Das Wasser, das die Thermen speist, entspringt den sogenannten Quellen des Heiligen Franziskus – ein abgelegener, stiller Ort zwischen zwei Felsen, umgeben von Olivenbäumen. Der Überlieferung nach zog sich der Franziskaner aus Assisi hier zum Gebet zurück. Es handelt sich um oligomineralisches Wasser, reich an Kalzium, Kalium und Magnesium.

Vom „goldenen Wasser“ zum Mythos der Belle Époque
 Im Jahr 1729 bezeichnete der Arzt Joseph Antonius Cornelius das Wasser wegen seiner außergewöhnlichen Eigenschaften als aqua aurea („goldenes Wasser“). Im 20. Jahrhundert wurde das Amerino-Wasser zum Inbegriff thermaler Eleganz. Das 1909 eröffnete Thermalbad und das Grand Hotel Amerino (1911) mit seinem visionären Luxus zogen die kulturelle Elite der Zeit an. Unter den treuesten Anhängern: Gabriele D’Annunzio, der stets eine personalisierte Flasche auf seinem Schreibtisch stehen hatte – mit dem Etikett „Spezialabfüllung für Gabriele D’Annunzio“. Einige dieser Flaschen sind noch im Dichterhaus in Gardone Riviera zu sehen, im Vittoriale degli Italiani.

Mineralquelle in Sangemini, im Stadtzentrum gelegen.
#2
San Gemini Quellenpark

Der ideale Ort, um „die Kur zu machen“
 Sieben Hektar großer Thermenpark inmitten üppiger Natur, wo zwei der bekanntesten Heilquellen Italiens entspringen: Sangemini und Fabia. Der Parco delle Fonti di San Gemini, etwa zweieinhalb Kilometer vom umbrischen Ort entfernt, ist ein Ort, der Körper und Geist wirklich stärkt.
 Geöffnet vom 1. Juni bis zum 1. Oktober, bietet der schöne Park schattige Spazierwege, Spielplätze für Kinder, eine Minigolfanlage sowie kulturelle und musikalische Veranstaltungen. Überall im Park befinden sich Trinkbrunnen, an denen das wertvolle Heilwasser genossen werden kann.
 Die wohltuenden Eigenschaften dieser Quellen waren bereits den Römern bekannt, und Antonio Canova – der hier ein Haus besaß – war ein großer Bewunderer. Doch erst 1838 stellte der Prior von San Gemini einen offiziellen Antrag an den Kirchenstaat, die Quellen nutzen zu dürfen. Die Analysen der Universität Perugia bestätigten deren gesundheitliche Vorteile, und 1840 wurde die Genehmigung erteilt. Die Thermalanlage wurde jedoch erst 1889 eröffnet – wie heute noch die Inschrift am Eingang zeigt.
 Anfang des 20. Jahrhunderts wurde San Gemini zu einem bekannten Kurort, vergleichbar mit Montecatini oder Salsomaggiore. Man kam hierher, um „die Kur zu machen“: an der Quelle zu trinken, spazieren zu gehen, sich zu regenerieren – eine Tradition, die bis heute inmitten der Natur fortbesteht.
 Das Wasser von Sangemini ist natürlich sprudelnd, enthält dreimal so viel Kalzium wie andere Mineralwässer, hat einen niedrigen Natriumgehalt und ist reich an Bikarbonaten. Damit ist es besonders geeignet zur Stärkung der Knochengesundheit, zur Vorbeugung von Osteoporose, bei Verdauungsproblemen und zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts.

Fassade und Eingang der Thermen von Fontecchio, eine Kuranlage, die Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde.
#3
Die Thermen von Fontecchio

Die Thermen von Fontecchio
 Von den Berichten Plinius des Jüngeren bis zum Eklektizismus Calderinis

Nur wenige Kilometer von Città di Castello entfernt, eingebettet in einen jahrhundertealten Wald, befindet sich der Thermalkomplex von Fontecchio – das älteste Kurbad in Umbrien. Er ist bereits seit der Antike bekannt: Plinius der Jüngere besuchte die Anlage mit seiner Frau Calpurnia und beschrieb sie in seinen Briefen als einen Ort seltener Schönheit.
 Nach Jahrhunderten des Verfalls untersuchte der Arzt aus Arezzo, Sebastiano Magi, im Jahr 1586 das Wasser und bestätigte seine heilenden Eigenschaften. Erst 1860, nach dem Fund der Ruinen der antiken Thermen, beschloss eine Gruppe von Bürgern, eine moderne Anlage zu errichten. Der Auftrag ging an Guglielmo Calderini, den berühmten Architekten des Justizpalastes in Rom, dessen eklektischer Stil auch Fontecchio prägt: eine elegante Mischung aus Neorenaissance und funktionaler Bäderarchitektur.
 Die Thermen wurden 1868 eröffnet und entwickelten sich rasch zu einem Zentrum für Heilbehandlungen, Urlaub und gesellschaftliches Leben. Diese Rolle behielt Fontecchio auch im 20. Jahrhundert bei, bis zur späteren Einbindung in das nationale Gesundheitssystem.
 Derzeit ist die Anlage wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und soll im Frühjahr 2026 wiedereröffnet werden.
 Die Thermen werden von zwei Quellen gespeist – einer schwefelhaltigen und einer salz-brom-jodhaltigen. Das Wasser wirkt entzündungshemmend und wird zur Behandlung von Hautkrankheiten, Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen sowie Gelenkbeschwerden eingesetzt. Anwendungen umfassen Trinkkuren, Bäder, Inhalationen, Hydromassagen und Fangotherapie. Die Anlage verfügt auch über ein Spa und ein Wellnesszentrum.