Duomo Santa Maria - Nocera Umbra
Duomo di Santa Maria Assunta: Das tausendjährige Palimpsest von Nocera Umbra
Ein Hügel, ein Gipfel, eine Aussage von Glaube und Macht. Der Dom von Santa Maria Assunta ist nicht einfach eine Kirche; er ist ein geschichtetes Archiv von Jahrhunderten, ein Palimpsest aus Stein, in das Umbrer, Römer und Christen ihren Code eingeschrieben haben. Hier ist der Genius Loci kein fernes Echo, sondern eine lebendige Präsenz.
Heidnische Göttin, Christliche Königin
Seine topografische Vorherrschaft ist ein heiliges Erbe. Vor der Jungfrau wurde hier die Göttin Favonia angerufen, die Schutzgottheit, von der der lokale Stamm der Nucerini Favonienses seinen Namen ableitete. Es ist Plinius der Ältere, der dieser Ort diese historische Notiz verdankt und ihn untrennbar mit der klassischen Welt verbindet. Mit der Ankunft des 5. Jahrhunderts und der Errichtung des Bistums wurde der heidnische Tempel getauft: ein Akt symbolischer Überschreibung, der den Hügel Maria weihte.
Die Romanik und ihre Narben
Der Aufstieg entlang der Via S. Rinaldo führt zu einem Seiteneingang, der ein Tor in der Zeit ist. Hier offenbart ein romanisches Portal aus dem 10. Jahrhundert seine verschlüsselte Sprache: das Archivolte, ein phantastisches Bestiarium und sich windende Reben, in Stein gemeißelt, erzählen von einer mittelalterlichen, inbrünstigen Hingabe. Im Diözesanmuseum wird ein massives Steinkreuz aufbewahrt, das vielleicht das letzte, stumme Relikt jener ersten Kathedrale ist.
Dann der Einschnitt: das Jahr 1248, der Zorn Friedrichs II., die Zerstörung. Die Kirche, verwundet, lag zwei Jahrhunderte lang verlassen, bis zu ihrer Wiedergeburt im Jahr 1448. Auf ihren eigenen Fundamenten wiedererrichtet, erhielt sie ein nüchternes und kraftvolles Antlitz, das des franziskanischen Stils: ein einzelnes Schiff, gegliedert durch Arkaden und sichtbare Dachbalken, eine essentielle Spiritualität, die in der nahen Kirche San Francesco weiteratmet.