Heiligtum des Heiligen Paternian – Sellano
Im dichten Wald des Monte Cammoro, in der Gemeinde Sellano, wo die Quellen des Fauvella entspringen, liegt ein Ort, an dem sich Religiosität und Geschichte verweben.
Inmitten einer kleinen Lichtung im alten Buchenwald erhebt sich eine Einsiedelei, die keine Aufmerksamkeit sucht, sie aber ganz festhält: die Einsiedelei des heiligen Paternian.
Der heilige Paternian: der Heilige der wunderbaren Quellen
Der heilige Paternian lebte zwischen 275 und 360 n. Chr. und war über vierzig Jahre lang Bischof von Fano in den Marken. Seine Legende jedoch entstand anderswo – in einer Höhle zwischen Sellano und Campello sul Clitunno, wohin ihn, so heißt es, ein Engel während der Verfolgungen führte.
Zehn Jahre der Einsamkeit, Askese und der Begegnung mit dem Ur-Element: Wasser.
Nach dem Edikt Konstantins kehrte er nach Fano zurück, wo sich sein Ruf durch konkrete Taten begründete: Bekehrungen, Heilungen, eine Gegenwart, die Jahrhunderte überdauerte. Doch um die Orte seines Wirkens herum verdichtete sich der Kult, stets verbunden mit einer Erscheinung: Quellen, die als wundertätig galten – als hätte seine Frömmigkeit heilende Spuren in der Erde hinterlassen.
Der Ursprung des Gebäudes: der Schädel, der nach Hause zurückkehrte
Das Gebäude wurde um das 12. Jahrhundert an dem Ort errichtet, an dem der Heilige laut Überlieferung auf einer seiner Pilgerreisen von Fano nach Rom Halt gemacht hatte. Es soll der Punkt gewesen sein, an dem der Schädel des heiligen Paternian aufhörte, bewegt zu werden. Mehrmals anderswohin gebracht, kehrte der Schädel des Heiligen immer wieder wundersam auf diesen Hügel zurück – als wolle er zeigen, wo seine Heimstatt zu errichten sei. Nicht eine Reliquie zur Aufbewahrung, sondern ein Zeichen seines Willens: Hier und nirgendwo anders sollte seine Zuflucht entstehen.Das Gebäude wird bereits in Dokumenten des 14. Jahrhunderts erwähnt, wurde mehrfach umgebaut, hat aber seine ursprüngliche Bestimmung nie verleugnet: ein Außenposten der Stille, ein Grenzpunkt im vollkommenen Gleichgewicht, wo das Heilige nicht gegen die Natur steht, sondern mit ihr spricht.