Historic brick building with a pointed arch and an illuminated loggia, at night, in a square.

Museo della Stampa. Die erste Ausgabe der Göttlichen Komödie

Museo della Stampa in Foligno: Wo das „Papier singt“

Ein Muss in Foligno ist das Museo della Stampa (Museum der Druckkunst), das im eindrucksvollen Palazzo Orfini untergebracht ist. Dieses Museum bietet einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Papierherstellung und des Verlagswesens in Foligno, deren Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen. Ein Besuch seiner Räume, die einst eine der ersten Druckereien Italiens beherbergten, ist eine Reise durch Jahrhunderte der Geschichte.

Der Eingang zum Museum befindet sich in der Via Pertichetti, durch ein schönes Renaissanceportal, das von der Inschrift „Laborandum Ut Quiescas“ (Man muss sich anstrengen, um sich auszuruhen) überragt wird. Dieser bedeutungsvolle Satz spiegelt den Geist einer Epoche voller Innovationen, Entdeckungen und neuer Berufe wider – darunter die Kunst des Buchdrucks.

Die Ursprünge des Buchdrucks in Foligno

Die Geschichte des Buchdrucks in Foligno ist das Ergebnis einer glücklichen Kombination von Faktoren. Bereits im 13. Jahrhundert war das Menotre-Tal für seine zahlreichen Papiermühlen bekannt, die das Rohmaterial für die Papierherstellung lieferten. Der wahre Qualitätssprung erfolgte jedoch um 1463, als eine Gruppe deutscher Handwerker unter der Leitung des Geistlichen Johannes Numeister in die Stadt kam. Numeister, ein Schüler Gutenbergs aus Mainz, brachte die revolutionäre Technik des Buchdrucks mit beweglichen Lettern mit sich.

Diese Innovation wurde von zwei aufgeklärten lokalen Unternehmern unterstützt: den Brüdern Mariotto und Emiliano Orfini, die einer wohlhabenden Familie päpstlicher Münzmeister entstammten. Besonders Emiliano war ein geschickter Graveur und Medailleur. Die beiden investierten in Numeisters Talent und eröffneten 1470 eine Druckerei in ihrem Familienpalast – die sechste ihrer Art in Italien zu dieser Zeit.

Die erste Ausgabe der Göttlichen Komödie

Genau hier wurde am 11. April 1472 die erste gedruckte Ausgabe der Göttlichen Komödie erstellt – ein bahnbrechendes Werk, das von Numeister mit der finanziellen Unterstützung von Evangelista Angelini aus Trevi und der Zusammenarbeit von Emiliano Orfini realisiert wurde. Heute kann im Museum eine originale Seite dieser Erstausgabe bewundert werden – die einzige erhaltene Seite –, die eine Terzine aus dem 11. Gesang des Paradiso zeigt, gewidmet dem heiligen Franziskus und der Beschreibung Umbriens.

Was gibt es im Museo della Stampa zu sehen?

Das Museum bietet eine faszinierende Reise durch die Geschichte des Papiers und des Buchdrucks:

Erdgeschoss: Hier befindet sich eine Abteilung zur Papierproduktion in Foligno, einschließlich einer Nachbildung einer Druckerpresse aus dem 15. Jahrhundert.

Dritter Stock, Saal der Inkunabeln: Neben der wertvollen Seite der Göttlichen Komödie sind hier weitere Druckwerke der Orfini-Numeister-Druckerei aus dem 15. Jahrhundert ausgestellt.

Sala dei Lunari (Saal der Lunarkalender): Eine Sammlung von Lunarkalendern und Almanachen, darunter der berühmte Barbanera, der erstmals im Jahr 1700 veröffentlicht wurde und bis heute in ganz Italien verbreitet ist.

Loggia dei Trinci: Diese prächtig freskierte Loggia beherbergt eine Abteilung, die den in Foligno tätigen Druckern zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert gewidmet ist.

Kuriositäten

Die Druckerei von Numeister und Orfini war nicht nur ein Produktionszentrum, sondern auch ein Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle jener Zeit.

Der Barbanera, mit seinen Vorhersagen und Ratschlägen, ist zu einem Symbol der italienischen Volkskultur geworden und wurde sogar ins UNESCO-Register Memory of the World aufgenommen.

Informationen

Museo della Stampa - Foligno, Piazza della Repubblica, Eingang: Via Pertichetti Nr. 6, Tel.: +39 0742 330584

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